Ich: Künstler

Hans Kordes in der Werkstatt

Hans Kordes, Jahrgang 1965

Ursprünglich arbeitete ich im Bereich Maschinenbau und Metallbautechnik. Nach verschiedenen Stationen im Berufsleben, kam 1996 der Schritt in die Selbstständigkeit.

Meine tägliche Arbeit im Bereich Geländerbau, Treppenherstellung, Garagentorverkauf verlangt ein hohes Maß an Präzision und folgt engen Normen. Alles ist lotrecht und im rechten Winkel zu montieren. Unzählige Vorschriften, DIN Normen und bauliche Vorgaben schränken die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten im Berufsalltag manchmal sehr ein.
Während der Arbeit in der Schweißerwerkstatt, kamen schon früher oft Ideen und Vorstellungen, wie ich Dinge freier gestalten könnte. Und als ich meinen ersten „Ring“ gebogen habe um mein „erstes Gartenobjekt“ zu fertigen, war der Weg vorgezeichnet.

Ich war endlich angekommen …
in der Kunst und der Möglichkeit der freien Gestaltung.

Und seit diesem Tag habe ich täglich neue Ideen für Projekte und Objekte.

Seitenansicht von Hans KordesAls Sternzeichen „Waage“, strebe ich klassisch nach Ausgleich und Harmonie. Und genau diesen Ausgleich zur eckigen und winkligen Welt meines Berufs, schenkt mir die Berufung als Künstler und meine Arbeiten in der „stahl-zeit“.

Ich bin eines von sechs Geschwistern. Und wenn ich es genau betrachte, ist jedes auf seine Art ein Künstler. Es liegt bei uns sozusagen in der Familie. Bei dem einen war es schon immer offensichtlich. Bei mir hat es mehr als 40 Jahre gedauert, bis ich den Weg zur eigenen Kunst fand.

Hans im Glück - Kinderfoto Portrait Hans Kordes

Glücklich war ich schon immer – damals wie Heute !

Künstler die mich inspirierten

Es war die Frage einer Kundin die mich dazu brachte diesem Text zu verfassen. Während einer Führung durch meine Ausstellung fragte Sie mich: Welche Künstler Einfluss auf mich hatten oder mich inspirierten. Es ist spanneich über solche Dinge auch einmal selber klar zu werden. Es dann auch noch nieder zu schreiben, klärten einen selbst darüber auf wer man ist und woher man als Künstler kommt.

Walter Gropius

Ohne dass ich mich damals schon mit den Grundsätzen des „Bauhaus“ auseinandergesetzt habe, arbeitete ich schon als junger Handwerker und Techniker ein bisschen nach den Grundsätzen von Walter Gropius. Die zwei Grundgedanken des „Bauhaus“:

  1. Der Unterschied zwischen Kunst und Handwerk soll aufgehoben, bzw. vereinigt werden.
  2. Schön ist, was funktioniert. Indem Bauhaus die Grenzen zwischen Handwerk, Technik, Kunst und Industrie öffnet, hat es die Kunst um der Kunst willen überwunden.

Schon als junger Maschinenschlosser war es mir ein Graus, wenn mir mein Geselle oder ein Ingenieur zu vermitteln versuchte: …Das passt schon, Hauptsache  es funktioniert. Und das in Fällen in denen ich fragte, warum denn jene oder welche Konstruktion, so schlimm aussehen muss? „Geht das nicht auch in schön?“

Gropius Ansatz, dass jeder Künstler ein guter Handwerker sein sollte und jeder Handwerker ein Künstler, sprach mir aus der Seele. Natürlich ist nicht jede handwerkliche Tätigkeit gleich ein Kunstwerk. Doch wenn einem die Lehre von Gropius in Fleisch und Blut übergegangen ist, dann wird jede verlegte Wasserleitung, schön verlegt und nicht einfach „Hauptsache dicht“. Da müssen sichtbare Leitungen keine unschöne Notwendigkeit sein, sondern sie sind archetektonisches Stilmittel.

Jetzt als Künstler ist es mir wichtig dass meine kreativen Ideen auch Hand und Fuß haben. Eine Schweißnaht wird nicht dahin gepfuscht, und eine Haltestrebe nicht zu dünn ausgelegt. Sie soll wirklich halten. Auch wenn mir vielleicht ein potentieller Käufer es nicht honoriert, so lege ich doch Blech- und Wandungsstärken eher dicker als zu dünn aus.  Ich selber möchte von handwerklicher Seite, mit meiner Arbeit zufrieden sein und hoffe Herr Gropius wäre es auch.

Kasimir Malewitsch

Das schwarze Quadrat. Vor über 30 Jahren stand ich vor einem dieser Gemälde (Es gibt mehrere Variationen), als ich die Jahreszahl darunter lass, 1915, war es für mich eine Erweckung. Als Künstler sich so sehr von den aktuellen Strömungen und vom Zeitgeist zu befreien und mit der Einfachheit des Werks, das Vorhandene zu sprengen, hat für mich schon buddhistische Züge des vollkommenen Loslassens. Malewitsch Zitat dazu: 

„Als ich 1913 den verzweifelten Versuch unternahm, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien, stellte ich ein Gemälde aus, das nicht mehr war als ein schwarzes Quadrat auf einem weißen Grundfeld […] Es war kein leeres Quadrat, das ich ausstellte, sondern vielmehr die Empfindung der Gegenstandslosigkeit.“

Für mich war es Zuspruch meinen eigenen Weg zu gehen. Doch „das schwarze Quadrat“ ist wirklich Teil meines Schaffens geworden. Wann immer ich mit einem Objekt nicht so richtig weiter komme und unzufrieden bin, gedenke ich Malewitsch und versuche mich gedanklich von allen Vorgaben zu befreien. Ich versuche, selbst das schon angefangene Kunstwerk innerlich loszulassen, um einen Weg zu finden, in welche Richtung ich genau dieses weiter entwickeln möchte.

Ich brauche Kasimir Malewitsch öfter an meiner Seite…

Christo

„Wrapped Reichstag“
Das Projekt an sich fasziniert und elektrisiert mich. Einfach aus sich selbst heraus. Wirkung, Optik, Dynamik und Kontext. Alle Facetten dieser Arbeit sind spannend und vielschichtig. Es ist einfach schlichtweg schön. Die ganze Ästhetik ist ein Traum. Doch nicht das umgesetzte Kunstwerk ist es, das mich beeinflusst. Es ist der lange Atem den Christo bewiesen hat. Und vor allem der Glaube an sich, dass auch die größte aller Ideen umsetzbar ist. So abwegig und unvorstellbar es auch scheinen mag. Schon 1971 entstand die Idee, 1995 war es dann vollbracht.

Es sind hierbei zwei Aspekte die ich verinnerlicht habe:

A: Keine Idee, kein Konzept ist so abwegig als das es sich nicht umsetzen lässt. Technische Probleme, lange Genehmigungsverfahren, schwierige Materialbesorgungen … kein Hinderniss rechtfertigt es, gleich von vornherein, es nicht zu versuchen.

B: Ich nenne es „Dicke Bretter bohren“. Christo hat also 24 Jahre benötigt von der Idee bis zur Vollendung. Ich liebe es geduldig, stetig und beharrlich um jedes einzelne meiner Projekte zu kämpfen. Eine Absage ist kein Ende. Eine Zurückweisung kein Richterspruch. Ablehnung ist keine Niederlage. Wenn Christo 24 Jahre Geduld zeigen konnte um auch „das letzte und dickste Brett“ zu durchbohren, dann kann ich das auch.

Immer wenn eine meiner Ideen, eine Ausstellungen oder ein Kunstprojekte realisiert wird, gibt es ein besonderer Moment für mich. Immer dann, wenn bei den Vorbesprechungen, viele verschiedene Menschen sprichwörtlich an „einen Tisch zusammen kommen“ um die Idee in die Tat umzusetzen. Es ist jedes Mal mein „Christo-Moment“:  Dort sitzen dann Verantwortliche, Behörden, Kulturmenschen oder auch die, die es bezahlen müssen. Und Sie alle sitzen hier weil sie JA gesagt haben zu meiner Kunst. Egal wie schwer es war, wie lange es gedauert hat und wie viel Aufwand ich betrieben habe. Zum Schluss war meine Geduld größer als auch das größte NEIN auf meinem Weg.

Hans Kordes